Wir starten mit etwas Neuem!
Alle 2 Jahre initiiert der Kunst- und Kulturverein Telfs-Buchen die Ausstellungsreihe ‚inside out’. Wie der Name schon verrät machen wir es mal anders und gehen von Innen nach Außen. Den Auftakt gibt 2021 die Ausstellung ‚overgrown‘ mit Gabriele Edlbauer, Matthias Krinzinger, Sophia Mairer und Maria Walcher, kuratiert von Nadja Ayoub.
Für 1 Jahr werden rund um den Ropferhof die Arbeiten der 4 eingeladenen KünstlerInnen in der freien Natur zu sehen sein. Ein Begleitheft, das neben Informationen zu den einzelnen Werken einen genauen Lageplan enthält, erhalten Sie im Landgasthaus Ropferstub'm. Dazu bieten wir Führungen sowie ein begleitendes Event-Programm für alle Interessierten jeder Altersstufe. Wir freuen uns über Ihren Besuch und wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken und Genießen.
Das Team vom Kulturverein Telfs-Buchen
06.06.21—
05.06.22
Gabriele Edlbauer, Matthias Krinzinger, Sophia Mairer und Maria Walcher thematisieren unter anderem in ihren Arbeiten auf unterschiedliche Weise die Auflösung von hierarchischen Prinzipien und Formen. Dabei spielen sowohl vorgegebene gesellschaftliche Strukturen eine Rolle, als auch der Versuch daraus auszubrechen oder sie neu zu interpretieren.
Spricht man von Landschaft, so ist meist ein Ort bzw. Raum gemeint, dessen Vorstellung einhergeht mit Schönheit, Klarheit und Ordnung. Es ist ein Ort, der bewusst gestaltet wird – ein zum Teil künstlicher Eingriff in ein Stück Natur, welches aus seinem natürlichen Kontext herausgelöst wird, wie zum Beispiel bei der Anlegung eines Gartens oder Parks. Landschaft ist demnach ein Ausschnitt, dessen Assoziation von Natur durch uns geprägt wird. Durch sie erleben und erschaffen wir die Kultur, in der wir uns selbst positionieren. Ausschlaggebend dafür sind gesellschaftliche und kulturelle Verhältnisse, Traditionen und Bräuche, aber auch Nutzungsverhalten. Die Gestaltung von Landschaft ist somit ein kulturhistorisches Zeugnis jetziger und vergangener Zeiten.
Denkt man hingegen an Natur, so öffnet sich für uns ein unüberschaubarer Ort, der unberührt und wild erscheint. Dort finden wir das Unbegrenzte. ‚overgrown‘ bezieht sich nicht nur auf eine tatsächliche Überwucherung von Gestrüpp und Moos und die Bedeckung von allem was darunter liegt, sondern auch auf deren unkontrollierbare Vorgehensweise. Innerhalb der Ausstellung finden wir uns in einem sich ständig verändernden Setting.
Matthias Krinzinger
Kindliche Neugierde, Ausgelassenheit, freudvolle Hingabe – der Spieltrieb steckt in uns allen. Viele von Krinzingers Projekte sind partizipativ angelegt und suchen den Dialog bzw. die Beteiligung der RezipientInnen – so auch ‚Würfelboccia‘, welches eine Kombination des urtümlichen Spiels Boccia mit dem Element des Glücksspiels darstellt. Wie jedes Spiel unterliegt auch dieses vorgegebenen Regeln. Geworfen wird mit Würfeln. Die Augenzahl entscheidet über den Punktestand. Das Spiel als globales kollektives Phänomen führt zusammen und nimmt in Krinzingers Arbeit auch Bezug auf die Geschichte des Gasthofes und seine gesellige Atmosphäre.
Maria Walcher
Ebenso steht die Arbeit ‚Ohm’ von Maria Walcher als benutzbares Objekt im Zeichen gemeinschaftlicher Zusammenkunft. Sitzsäcke in der sogenannten ‚Waldarena‘ aus rotem Loden laden ein zum Verweilen und Entspannen. Gleichzeitig scheitert der Versuch an seiner in sich widersprüchlichen Aussage. Schon auf dem Weg zur Waldarena werden wir mit Widerständen konfrontiert. Die Sitzsäcke in Form der Worte ‚To Go’ verweisen auf die ‚neue Normalität‘. Zeitgleich hören wir die meditativ wirkende Soundinstallation ‚Walk, Work‘ - eine Anspielung darauf was neben allen anderen Einschränkungen in unserem Leben eigentlich fast immerwährend der Pandemie möglich war – Arbeiten und Spazierengehen.
Gabriele Edlbauer
In unmittelbarer Nähe, vorbei an der idyllisch anmutenden Blumenwiese, finden wir hoch oben in einem doppelstämmigen und doch zart wirkenden Bäumchen eine hybride Gestalt mit einem Ameisenbär-ähnlichen Tierkopf und cis-männlichen Körper im Camouflage Overall. In der Hand einen Paintball Markierer fest entschlossen die Hainbuche zu erklimmen mit starrem Blick in Richtung Hohe Munde. Gabriele Edlbauers Skulptur ‚Drei Bier‘ ist Teil einer Serie von zoomorphen Gestalten, welche in unterschiedlichen Situationen, meist aber anhand von Freizeitbeschäftigungen, toxische Männlichkeit in humoristischer Weise hinterfragt.
Sophia Mairer
In Sophia Mairers Arbeiten eröffnet uns die Tür als Rahmen oder Begrenzung den Blick in ein Inneres, als könnten wir über dieses Portal in einen anderen Raum eintreten, oder ihn verlassen. Wie ein Vorhang hängt die Malerei innerhalb dieses Rahmens, verdeckt einen Ausschnitt und verweist gleichzeitig auf Unsichtbares wie das Leben unter der Erde oder Situationen knapp außerhalb des gewohnten Blickes. Es ist ein Ort geladen mit spekulativer Vorstellungskraft zwischen unterschiedlichen Dimensionen. Wo sonst begegnet uns die Resonanz des Vergänglichen mehr als in der freien Natur, deren Transformation sich unmittelbar an und um diese installative Malerei herum abspielt.